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still
Das Stilleben in der zeitgenössischen Photographie
Leseprobe
Diese Ausstellung von 40 Zeitgenossen unterschiedlichen Alters, die älteste Teilnehmerin ist die in Wien lebende Elfriede Mejchar, die jüngste die noch am Pratt-Institute in Brooklyn (New York) studierende Südkoreanerin Jihye Baek, widmet sich einem, in der Photogeschichte fest verankerten ikonographischen Topos, dem Stilleben. Ich habe ihr den Titel „still“ gegeben, ein Eigenschaftsbegriff, nicht das Substantiv „Stille“. Dies ist nicht unwesentlich.
Um einen Kern österreichischer Künstler, darunter mit Absicht einige wichtige Photographen aus Niederösterreich (u.a. Heinz Cibulka), gruppieren sich deutsche, italienische und amerikanische Künstler. Internationalität wurde nicht angestrebt, vielmehr ging es mir darum, charakteristische Themen und ästhetisch-mediale Strategien vertreten zu wissen. Jeder Künstler wird mit einer Arbeit vorgestellt, die wir gemeinsam ausgewählt haben.
Das Stilleben, die Photographie hat heute alle Themen, Akt, Portrait, Landschaft, Genre (Dokumentation), von der Malerei übernommen, hat aber auch eine neue Aktualität gewonnen, die in dieser Ausstellung dokumentiert werden soll. Neue formale, kompositorische Perspektiven werden sichtbar, etwa die Ausweitung in den Raum, neue inhaltliche Themen, die bislang nicht berührt wurden, sprengen die ursprüngliche Ikonographie des traditionellen Stillebens, das in der Geschichte der Photographie vom Surrealismus und Konstruktivismus bis heute einen festen Platz hatte; aber auch auf neue mediale Strategien weist diese Ausstellung hin. Als Beispiele seien hier die Arbeiten von Martin Walde und Christian Roeck erwähnt.
Das Stilleben ist in die Geschichte der Malerei erst spät eingetreten, wurde eher als „arte minora“ angesehen und gering geschätzt. Nichtsdestotrotz vermitteln die holländischen und spanischen Stilleben des 16. und 17. Jahrhunderts, die Blumenstilleben des Biedermeiers nicht nur eine Vorstellung von der Flora und Fauna dieser historischen Perioden, nicht nur reines Schauvergnügen, was die perfekte, sinnliche und augentäuschende Wiedergabe des materiellen Aspekts, etwa von Blütenblättern, der Haut der Früchte, des chinesischen Porzellans, des reflektierenden Silbers und des transparenten Glases betraf, sondern besitzen eine über diese sinnliche Dimension hinausgehende Bedeutungsebene, in die man sich als heutiger Zeitgenosse einarbeiten muss. So nimmt etwa Giovanni Castell Bezug auf die Blumenstilleben des 19. Jahrhunderts und übersetzt sie in die Gegenwart. Auch Rolf Koppel bedient sich in manchen seiner Stilleben dieser Bildwelten.
Peter Weiermair, aus "Überlegungen zu dieser Ausstellung"
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