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DON'T TOUCH! Berühren gestattet
Beiträge aus den Bereichen Collage, Fotografie, Installation, Malerei, Objektkunst und Skulptur
Leseprobe
Darf man Objekte berühren oder nicht? Diese Frage stellt sich im Kunstbereich, ob Museum oder Ausstellung, ob Galerie oder Kunst am Bau, jedes Mal, sobald man die Hand nach dem Objekt der Begierde ausstreckt und danach greifen möchte. Als Gegenkraft zum allgemeinen Berührungsverbot und zu so mancher „Berührungsangst“ handelt es sich hier explizit um eine Ausstellung zum Erfassen und Anfassen, aber auch zum Innehalten für Menschen, die mit Kunst in Berührung kommen möchten.
Ein absolutes Tabu ist es, ein Ölgemälde oder eine Zeichnung zu berühren, obwohl so manches dicht gespachtelte oder geschichtete Werk dazu einlädt. Ein „Zuwiderhandeln“ löst hier schnell einen Museumsalarm aus. Und doch entspringt der Tastsinn, über den Menschen, nicht nur im Kindesalter, sich und die Welt wahrnehmen, einem starken inneren Bedürfnis mit der Umwelt in Kontakt zu treten und sie im wahrsten Sinne zu „begreifen“. Von diesem Grundgedanken des Erspürens geht die vorliegende Ausstellung aus und lädt großteils zum haptischen Erleben der Exponate ein. Denn die Objektkunst richtet sich ja, im Gegensatz zur Malerei, in ihrer Dreidimensionalität an alle Sinne. Wer möchte nicht den Unterschied zwischen glattem Stein und flauschigem Plüsch, elastischem Schaumgummi und spröder Holzstruktur erspüren? Gleichwohl sind Achtsamkeit und Empathie im Umgang mit jeglicher Art von Kunst gefordert. Daher werden Exponate als „berührbar“ oder „unberührbar“ kenntlich gemacht. So geht es in der Ausstellung einerseits um das Hinterfragen des Verbotes „Don´t touch“ und umgekehrt um die Einladung „Berühren erlaubt“. Der Tastsinn selbst wird inhaltlich angesprochen und künstlerisch in den verschiedenen Medien ausgelotet. So soll in dieser stark skulptural geprägten Werkschau die sinnliche Wahrnehmung geschärft und bejaht, sowie die räumliche Präsenz von Kunst im Sinne eines erweiterten Skulpturenbegriffes erfahrbar gemacht werden.
„Es ist die unbekannte Größe, von der ich ausgehen und zu der ich gelangen will“, mit diesem Statement erschloss Eva Hesse im Jahre 1968 über das Material-Experiment völlig neue Wege in der Skulptur. Ausgehend von Marcel Duchamp, Joseph Beuys und Eva Hesse gab und gibt es wohl kaum einen Werkstoff, der nicht in der Kunst Eingang gefunden hätte. In der Folge entstand jener erweiterte Skulpturenbegriff von dem die Kunstlandschaft auch heute intensiv geprägt wird und der in der Ausstellung in vielen künstlerischen Positionen aufgegriffen wird.
Judith.P.Fischer, Idee und Konzept
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